Workshop-Gaming-02-zev-Beratungsstelle

Computerspielsucht

Spielen bis zur Erschöpfung

Games haben eine hohe Faszination.

Die Gaming Industrie wächst seit Jahren und hat bereits jetzt schon einen höheren Umsatz als die Musik- und Filmindustrie zusammen. Handygames, PC- und Konsolenspiele erfreuen sich über alle Altersgrenzen hinweg großer Beliebtheit.

Hier kann man in endlose Fantasiewelten eintauchen, sich mit Anderen zu digitalen Abenteuern verabreden und dabei regelrecht darin versinken.

Viele Eltern haben jedoch große Ängste und Sorgen, dass ihre Kinder nicht mehr in die Realität zurückfinden und sich das Leben nur noch um die Spiele dreht. Streit und Stress in der Familie sind dabei an der Tagesordnung und eine Lösung scheint unmöglich.

Auch bei den Erwachsenen können Schwierigkeiten auftreten, das eigene Verhalten mit digitalen Spielen zu kontrollieren.

Unsere Angebote können dabei helfen, einen gemeinsamen Weg aus der problematischen Nutzung zu suchen und Medienregeln in der Familie aufzustellen und durchzuführen.

Gaming-gefangen-im-spiel-04-zev-Beratungsstelle

Was ist Computerspielsucht?

Von Computerspielsucht (im Englischen: Gaming Disorder) spricht man, wenn Betroffene regelmäßig und spürbar die Kontrolle über ihr Spielverhalten verlieren und das Spielen am PC zum zentralen Lebensinhalt wird.

Computerspielsucht zählt zu den nicht stoffgebundenen Süchten, den sogenannten Verhaltenssüchten.

In den allermeisten Fällen bezieht sich das süchtige Verhalten auf Online-Spiele. Es gibt aber auch Menschen, die insbesondere Offline-Computerspiele unkontrolliert und exzessiv nutzen.

Die offizielle Bezeichnung für eine Computerspielsucht ist „Störung durch Computerspielen“. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat diese inzwischen als eigenständige Erkrankung anerkannt und in das internationale medizinische Klassifikationssystem ICD-11 aufgenommen.

Vier oder 14 Stunden pro Tag? Wie viel Zeit jemand mit Computerspielen verbringt, gibt allein noch keine Auskunft darüber, ob das Spielverhalten bereits problematische Züge aufweist oder sogar schon zur Sucht geworden ist. Um dies einzuschätzen, bedarf es weiterer Kriterien.

Woran erkennt man Computerspielsucht?

Die WHO hat drei wichtige Kriterien definiert, die typisch für eine Computerspielstörung sind:

  • Kontrollverlust:

    darüber, wann, in welchen Situationen und wie lange gespielt wird

  • Prioritätenverschiebung:

    Andere Interessen und Aktivitäten, auch Alltagstätigkeiten, werden zugunsten des Spielens erheblich eingeschränkt oder verdrängt.

  • Fortführung trotz negativer Konsequenzen:

    Probleme wie Auseinandersetzungen mit Familienmitgliedern und Freunden verminderte Leistungsfähigkeit Vernachlässigung von Schule, Ausbildung, Studium, Job körperliche Folgeerscheinungen werden ignoriert. In vielen Fällen nimmt die Spielintensität sogar noch zu.

Mögliche Folgen der Computerspielsucht

Wie alle Abhängigkeitserkrankungen, egal ob sie bestimmte Substanzen oder das eigene Verhalten betreffen, wirkt sich auch die Computerspielsucht negativ auf Psyche, Körper und Nervensystem aus. Typische Folgen sind:

  • gesundheitliche Beeinträchtigungen

    z. B. Schlafstörungen, Rücken- und Kopfschmerzen durch langes Sitzen, Fehlsichtigkeit, Erschöpfungszustände

  • starke Gewichtsabnahme (oder - zunahme)

    durch unregelmäßige Mahlzeiten

  • Leistungsabfall in Schule, Ausbildung, Studium oder Job

  • soziale Konflikte, Vereinsamung, Isolation

  • psychische Folgeerkrankungen, z. B. Depressionen oder Angststörungen

Bei Kindern und Jugendlichen kann langanhaltendes, exzessives Spielen am Computer oder der Konsole die Entwicklungschancen behindern, wenn durch das Spielen wichtige, prägende Lernerfahrungen in dieser Lebensphase nicht gemacht werden können

Welche Arten von Computerspielsucht gibt es und wer kann computerspielsüchtig werden?

Es sind insbesondere Online-Computerspiele, die mit einem Suchtverhalten in Verbindung stehen. Dabei weisen nicht alle Arten von Spielen ein hohes Suchtpotenzial auf.

Offenbar sind bestimmte Genres kritischer als andere, darunter Online-Rollenspiele (sogenannte Massively Multiplayer Online Role-Playing Games, MMORPG), Online-Strategiespiele (Multiplayer Online Battle Arena, MOBA) sowie Battle-Royale-Spiele.

Computerspielsucht betrifft deutlich häufiger Männer als Frauen, trotzdem können auch Frauen oder Mädchen von einer Computerspielsucht betroffen sein.

Tendenziell sind es eher jüngere Menschen, besonders im frühen Erwachsenenalter, die computerspielsüchtig sind. Aber auch im späten Erwachsenenalter oder bei Senioren kann es zu einer Computerspielsucht kommen.

2022-Zev-Webseite-Computerspielsucht

Was sind die Ursachen einer Computerspielsucht?

Für die Entstehung einer Computerspielsucht müssen mehrere Kriterien zusammen auftreten, die Persönlichkeit der betroffenen Person als auch ihre individuelle Lebensgeschichte spielen dabei jedoch oft eine tragende Rolle.

So sind Personen, die unsicher sind, ein niedriges Selbstwertgefühl sowie geringe soziale Kompetenzen haben, eher gefährdet, eine Computerspielsucht zu entwickeln.

Oft haben Betroffene auch Schwierigkeiten, mit (privaten oder beruflichen) Belastungen und dem daraus resultierenden Stress angemessen umzugehen. Hier dient dann das Computerspielen als eine Art Bewältigungsstrategie.

Die Flucht in virtuelle Welten verschafft dem Betroffenen vorübergehend Ablenkung und Erleichterung, aber auch Bestätigung über rasche Erfolgserlebnisse. Dies führt kurzfristig zur Stressbewältigung, längerfristig aber meist zu einer noch stärkeren Belastung.

Was kann man gegen Computerspielsucht tun?

Im Vordergrund steht wie bei jeder Sucht die Hilfe von außen. Sie kann innerhalb einer Selbsthilfegruppe, aber auch in Form einer professionellen Therapie (individuell oder Gruppentherapie) erfolgen.

Haben Sie Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Ihrem Computerspielverhalten? Oder sind Sie Angehörige(r), Elternteil, Lebenspartner(in), Freund(in) eines suchtgefährdeten Menschen und wissen nicht, wie Sie sich verhalten sollen?

Wir bieten eine kostenlose & anonyme Beratung und Therapie ( bei Computerspielsucht und problematischem Computerspielverhalten.

Gern vermitteln wir auch den Kontakt zu Selbsthilfegruppen für Betroffene und Angehörige.

FAQ:

Wichtig ist, einen achtsamen Umgang mit Computerspielen zu erlernen. Man sollte darauf achten, wie viel man spielt, in welchen Situationen das Verlangen nach dem Spiel besonders groß ist und sich hinterfragen, warum man gerade spielt.

Es kann auch nicht schaden, die eigenen Spielzeiten über eine gewisse Zeit einmal zu dokumentieren, da man diese oft unterschätzt. Und wie bei allen Genussmitteln gilt: Ab und an bewusst verzichten! So kann man selbst beispielsweise bestimmte Wochentage festlegen, an denen man grundsätzlich nicht spielt, oder man entscheidet sich für einen längeren Zeitraum des „Computerspiel-Fastens“.

Eltern können ihre Kinder unterstützen, indem sie sich über das “Gespielte” informieren, sich mit anderen Eltern über Spielzeiten und -gewohnheiten austauschen und klare Regeln gemeinsam mit ihren Kindern vereinbaren.

Eltern möchten ihre Kinder so gut wie möglich schützen und ihnen helfen, wenn sie ein Problem haben.

Wenn Eltern die Vermutung haben, dass bei ihrem Kind ein Suchtverhalten vorliegen könnte, stehen ihnen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Eine erste Einschätzung können etwa geeignete Selbsttests, oder der direkte Kontakt zu einer spezialisierten Beratungsstelle liefern.

Hier kann auch eine entsprechende Behandlung erfolgen. Wenn nötig, kann auch eine stationäre Therapie, etwa in spezialisierten Rehabilitationseinrichtungen, in die Wege geleitet werden.

Da es sich um eine relativ neue Erkrankung handelt, wissen wir bislang noch nicht allzu viel darüber. Es gibt jedoch mittlerweile wissenschaftliche Untersuchungen, sogenannte klinische Studien, darüber, wie gut Patienten durch eine Behandlung geholfen werden kann. Diese zeigen, dass Betroffene besonders dann erfolgreich behandelt werden können, wenn sie selbst motiviert sind und aktiv an ihrer Problematik arbeiten wollen.

Nach oben scrollen